Titan 03 by Unknown

Titan 03 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Aus dem Amerikanischen übersetzt von Yoma Cap

Der neue Job

(HELPING HAND)

RICHARD WILSON

Wie jeder andere in Chicago war ich irgendwie melancholisch stolz auf den Meilenturm, einen Wolkenkratzer von 528 Stockwerken und einer architektonischen Beschaffenheit, die ihn pfeifen ließ wie einen Teekessel, wenn der Wind vom Michigansee her etwas kräftiger blies.

Fallons Idiotie nannten ihn einige, nach dem Architekten, der seiner Zeit um eine gute Meile voraus war und deshalb seine letzten Jahre diesem Bau widmete, worauf er glücklich starb – gnädigerweise, bevor die Wirtschaftskrise hereinbrach und jedermann die Haare vom Kopf fraß. Gerade so, wie der Herr Finanzminister es vorhergesagt hatte.

Nun, wenn auch das Wirtschaftswunder platzte, der Meilenturm blieb immer noch ein Weltwunder, allerdings ein bemerkenswert unbrauchbares. Seinen Eigentümern blieb keine Wahl, als alle bis auf die untersten zehn Stockwerke abzusperren. Sie konnten sich glücklich schätzen, daß sie überhaupt soviel davon vermieten konnten. Die oberen 518 Stockwerke waren nach allgemeiner Ansicht Staub und Spinnweben überlassen worden.

Nachdem ich jedoch Buddy Portendo in die Arme gelaufen war, sollte ich feststellen, daß das alte Weltwunder doch noch nicht ganz so unbrauchbar war.

Ich heiße Jack Norkus. Buddy traf ich in der B&G‐Kantine. Wir kannten einander seit den seligen Tagen, da ich ein Publicity‐Agent (für ein Sortiment der verschiedensten Künstler, zu denen ein Zwergsänger und ein japanischer Riesenboxer gehört hatten, unter vielen anderen), und Portendo ein Funktionär – was man so Funktionär nennt – im Chicago‐Stadion gewesen war.

Nun, Portendo war immer noch eine Art Funktionär, aber offensichtlich funktionierte er in diesen schlechten Zeiten besser als ich. Seine tipptopp‐elegante Schale und seine frischgeputzten Schuhe waren die besten Beweise. Ich hatte schon längere Zeit keinen Job mehr und pflegte meine Schuhe im wesentlichen dadurch bei Glanz zu halten, daß ich sie hin und wieder an der Rückseite meiner Hosenbeine polierte.

Ich erzählte Portendo, daß ich Aussicht hatte, eine kleine Kommission zu verdienen, wenn ich für Orrie Einhorns TV‐Show am gleichen Abend einen Gedankenleser auftreiben konnte. Es schien jedoch in der ganzen Stadt keine mehr zu geben. Vermutlich waren sie alle nach Miami übersiedelt in dem Gedanken, daß Arbeitslosigkeit in Miami wie in Chicago dasselbe, aber Sonnenschein eben Sonnenschein war.

»Du hast Glück, daß du mich getroffen hast«, erklärte Portendo. »Du brauchst nur zu bestellen – wir führen alles.« Als ich ihn fragte, wer ›wir‹ sei, nahm er mich zum Meilenturm mit. »Du warst doch schon oben, ja?«

»Klar«, sagte ich. Das war eine Lüge.

Wir gingen durch das nicht mehr so elegante Foyer zu der einen Reihe von Aufzügen, die noch in Betrieb waren. Ein Lift wartete mit offener Tür, aber Portendo kümmerte sich nicht darum. Er schob mich in den, der als nächster herunterkam, zwinkerte dem Liftmann zu und sagte: »Zehn.« Der Liftmann schaute mich so komisch an, sagte aber nichts. Im zehnten Stock ließ er einen schäbigen Mann mit einer abgewetzten Plastikaktentasche aussteigen. Dann schloß sich die Kabinentür, der Liftmann drückte auf den Aufwärtsknopf, und der Lift fuhr noch ein Stockwerk hinauf.

Tatsächlich gab’s hier Spinnweben, Staub, Dämmerlicht und raschelnde Geräusche, die auf Mäuse schließen ließen.

Ich trachtete, in Buddy Portendos Nähe zu bleiben,



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